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Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Unna

Mit dem Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Unna soll die finanzielle Möglichkeit geschaffen werden, insbesondere vegetationskundlich bedeutsame Dauergrünlandflächen durch eine extensive Bewirtschaftung langfristig für eine artenreiche Flora und Fauna zu sichern. Mit dem Wegfall der EU-Flächenstilllegung im Jahr 2009 hat sich die prekäre Situation für viele Tierarten der offenen Feldlandschaft weiterhin verschärft. Auch hier soll das Kulturlandschaftsprogramm einen Beitrag leisten, der weiteren Verarmung der Lebensgemeinschaften offener Feldlandschaften entgegenzuwirken.

Anlass und Zielsetzung

Das durch Erlass des MURL vom 27.11.1996 genehmigte Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Unna wird auf der Basis der Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen im Vertragsnaturschutz (Rahmenrichtlinien Vertragsnaturschutz) vom 08.09.2015 unter Berücksichtigung der Änderungen gem. RdErl. v. 12.01.2017 umgestellt.

Der Kreis Unna liegt überwiegend in der Ballungsrandzone; lediglich Lünen ist der Ballungszone zuzuordnen. Das Kreisgebiet umfasst bei 391.774 Einwohnern (Stand: 31.12.2014) eine Größe von 542,71 km². Die Bevölkerungsdichte erreicht damit 721 Einwohner/km² (Landesdurchschnitt: 517/km²).

Mit 292 km² (53,7%) wird mehr als die Hälfte der Fläche des Kreises Unna landwirtschaftlich genutzt. Davon entfallen rund 229 km² (78,5%) auf Ackerland mit zum Teil hohen Bonitäten. Demgegenüber nehmen Grünlandflächen nur noch 56,7 km² (19,4%) ein. Auffällig ist auch der vergleichsweise geringe Waldanteil von 12,6% (Landesdurchschnitt: 25,9%), womit der Kreis Unna eher als waldarm einzustufen ist. Im Gegensatz dazu ist der Grad des Landschaftsverbrauches relativ hoch. Hof- und Gebäudeflächen sowie Straßen und Plätze nehmen bei steigender Tendenz einen Anteil von 31,5% ein.

Naturräumlich gliedert sich der Kreis Unna hauptsächlich in die drei Untereinheiten „Kernmünsterland“, „Hellwegbörden“ sowie „Bergisch-Sauerländisches Unterland“. Die Parklandschaft des Kernmünsterlandes nördlich der Lippe ist geprägt von einem Wechsel von Grünland, Acker und Wald. Zahlreiche Hecken, Feldgehölze, Teiche und Bäche verhelfen dem Landschaftsbild zu vielfältiger Gliederung. Hier weisen ins-besondere die noch vorhandenen Grünlandbereiche als Elemente einer teils intensiv, teils extensiv genutzten Kulturlandschaft eine steigende Bedeutung als Lebensraum für die heimische Flora und Fauna auf. In der bereits seit Jahrtausenden durch den Menschen geprägten Kulturlandschaft der Hellwegbörden dominiert die ackerbauliche Nutzung. Die Nutzungsintensivierung und der Strukturwandel in der Landwirtschaft sowie die zunehmende Freizeitnutzung in den offenen Feldlandschaften blieben nicht ohne Folgen für die hier ansässigen Tiere und Pflanzen. Der Süden des Kreisgebietes wird noch heute von großflächigen, siedlungsfreien Waldgebieten dominiert. Die Einbindung der dörflichen Siedlungsstrukturen in das Landschaftsbild wird im gesamten Kreis durch ortsnahe Grünlandbereiche und zahlreiche Obstwiesen be-stimmt. Durch unterschiedlichste Ansprüche, Nutzungsinteressen und sich wandelnde Nutzungsformen unterliegt die Landschaft auch im Kreis Unna zunehmenden Veränderungen. Stichworte wie „Landschafts-verbrauch“, „Verinselung von Naturräumen“ und „landwirtschaftlicher Strukturwandel“ beschreiben diese Entwicklung. Vielfach führen betriebswirtschaftliche Aspekte wegen der Größe, Lage oder des Zuschnitts von Flächen zur Aufgabe der Bewirtschaftung. Lebensräume für schutzwürdige Tier- und Pflanzenarten werden dadurch immer kleiner oder gehen gänzlich verloren.

Durch Teilnahme am Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Unna sollen die Flächenbewirtschafter die Möglichkeit bekommen, auf Antrag eine Zuwendung zu erhalten, in der die durchzuführenden Maßnahmen und die Höhe des finanziellen Ausgleichs detailliert im Rahmen der Landesvorgaben geregelt werden.

Entsprechend seiner landschaftlichen Gliederung kommen für den Kreis Unna hauptsächlich zwei Zielsetzungen in Betracht:

langfristige und umfassende Erhaltung, Entwicklung, Pflege und Ausdehnung von Grünlandflächen zur Verbesserung der Lebensbedingungen wildlebender Pflanzen und Tiere sowie des Landschaftsbildes

  • Die noch vorhandenen Grünlandflächen konzentrieren sich neben den Dorfrandlagen (mit alten Obstwiesen) vor allem in den beiden großen Auen (Lippeaue und Ruhraue) sowie den Bachniederungen. Hier sind sporadisch Feucht- und Nasswiesengesellschaften, an den Hanglagen gelegentlich auch Reste von Magergrünland vorhanden. Ohne einen finanziellen Anreiz laufen diese Extremstandorte Gefahr, nicht mehr als Grünland bewirtschaftet zu werden.

Förderung der Lebensgemeinschaften in der offenen Feldlandschaft

  • Die Bestände vieler Feldvogelarten sind seit Jahren rückläufig. Nach kreisweiten Kartierungen durch den ehrenamtlichen Naturschutz hat sich beispielsweise beim Kiebitz der Brutpaarbestand von 1999 bis 2015 nahezu halbiert (- 48%; 2015: insgesamt nur noch 184 Brutpaare). Nicht nur die Paarzahl ist geschrumpft, sondern auch ganze Brutareale im Kreis Unna sind von der Art geräumt worden. Ähnliche Tendenzen zeigen auch andere Vogelarten. In den Feldlandschaften mangelt es an Flächen mit vielfältigem Nahrungsangebot, insbesondere in Form von Insekten, die einen wesentlichen Bestandteil in der Nahrungszusammensetzung vieler Feldvogelarten ausmachen. Für nektarsaugende Insekten sind dabei abwechslungsreiche Blütenhorizonte besonders wichtig. Blühende Rapsfelder decken nur einen begrenzten Zeitraum ab und sind auch nicht für die Vielfalt aller Insektenarten attraktiv. Stilllegungsflächen existieren kaum noch, so dass dringender Bedarf besteht, die Lebensbedingungen auch für u.a. nektarsaugende Insekten zu fördern. Das Kulturlandschaftsprogramm kann hier über die Anlage von Brachflächen und Blühstreifen einen Beitrag leis-ten.